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Rundbrief im August

Das Sehen und Staunen wieder lernen

Ein Weg, unsere Augen für die Schönheit unserer Erde zu öffnen, besteht darin, sich die Fragen zu stellen:

„Was, wenn ich dies nie zuvor gesehen hätte?

Was, wenn ich wüsste, ich würde dies nie wieder sehen?“

Oft gehen wir sehenden Auges durch die Welt und sind doch blind für die Besonderheiten, die wir in der Natur entdecken könnten.

Ich hatte das Geschenk, einen ganz besonderen Menschen kennen gelernt zu haben; wir besuchten gemeinsam einen Lesekreis.
Eines Abends kam er zu unserem Treffen und berichtete voller Staunen von dem wunderbaren Abendhimmel, den er auf seiner Anfahrt erleben durfte.
Ehrfurcht und Dankbarkeit erfüllte ihn. Kurze Zeit später ist er plötzlich und unerwartet gestorben.
War es die innere Gewissheit, dass er solch ein Erlebnis nie wieder erfahren durfte?

Wer sich mit der Schönheit und der Vielfältigkeit der Erde befasst, wird ständig neu beschenkt.
Was immer uns persönlich Verdruss oder Kummer bereitet, die Erhabenheit der Natur kann vieles wieder ins rechte Licht rücken und zu einer neuen Begeisterung für das Leben führen.
Wer die Vollkommenheit der Erde beachtet, findet in jeder Lebenssituation neue Kraftreserven.

Von der Natur für´s Leben lernen

Von der Sonne lernen zu wärmen,
Von den Wolken lernen, leicht zu schweben,
Vom Wind lernen, Anstöße zu geben,
Von den Vögeln lernen, Höhe zu gewinnen,
Von den Bäumen lernen, standhaft zu sein,
Von den Blumen das Leuchten zu lernen,
Von den Steinen das Bleiben zu lernen,
Von den Büschen im Frühling Erneuerung lernen,
Von den Blättern im Herbst das Fallenlassen lernen,
Vom Sturm die Leidenschaft lernen,
Vom Regen lernen, sich zu verströmen,
Von der Erde lernen, mütterlich zu sein,
Vom Mond lernen, sich zu verändern,
Von den Sternen lernen, einer von vielen zu sein,
Von den Jahreszeiten lernen, dass das Leben immer an jedem Tag von Neuem beginnt.

(Ute Latendorf)
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